Adrian Uncrut | Woher, Wohin
24. Februar bis 24. März 2022
Adrian Uncruts Werk ist geprägt von seiner Ausbildung im Fach Skulptur und Restaurierung an der Nationale Universität der Künste Bukarest. Während Uncrut in seinen frühen Schaffensjahren noch auf die Praxis des Komponierens und Planens zurückgegriffen hat, ist er in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen intuitiv zu arbeiten.
Die Themen, die ihn beschäftigen sind persönlich, alltäglich und vor allem menschlich. Inspiration findet Uncrut bei Künstler:innen die er bewundert wie Beys, Duchamp oder Baselitz. Aber auch alltägliche Begegnungen mit Freund:innen, Familienmitgliedern und Künstlerkolleg:innen setzt er in humorvoller Weise in seinen Zeichnungen um. Außerdem finden wiederholt Figuren aus christlichen und mythologischen Erzählungen Einzug in seine Werke. Der Künstler stellt sich aktuelle Fragen wie: Wo komme ich her? Wohin führt uns unsere Gesellschaft und unser derzeitiger Umgang mit Ressourcen?
Ein wiederkehrendes Thema in Uncruts Arbeit ist das „Vorwärtskommen“. Als Darstellungsmotiv hat der Künstler das Vehikel gewählt, es dient als Sinnbild für die Bewegung. "Das Vehikel", meint Uncrut, "stellt sowohl die Gegenwart dar, aus der wir nicht ausbrechen können, als auch ein Fortkommen durch den Raum". Folglich gibt es zwei Ebenen - die subjektive Ebene, in der die persönliche Weiterentwicklung und die Sehnsucht danach der Gegenwart zu entfliehen thematisiert ist. Und die physische Ebene, in der die Bewegung an sich gemeint ist. So stellt sich auch die Frage nach unseren Bewegungsräumen – wohin tragen mich meine Füße im Laufe des Lebens? Inwiefern beeinflussen unsere täglichen Wege, Umzüge und Reisen uns und unsere Umwelt?
Das Herzstück der Ausstellung ist die Plastik Arche Noah. Zu sehen ist eine Figur aus Epoxidharz, auf ihren Rücken ist ein Boot geschnürt, das mit abgeschnittenen Starkstromkabeln gefüllt ist. Die Figur steht auf einem blau erleuchteten Untergrund, sie hat die Arme erhoben und es scheint als würde sie gerade einen Schritt nach vorne machen. In der Skulptur eint Uncrut drei biblische Figuren: Moses, der mit erhobenen Händen das Meer teilt, um die Israeliten vor den Ägyptern zu retten, Noah, der im Auftrag Gottes eine Arche baut und Jesus, der über das Meer zu seinen Jüngern geht und sie vor einem Sturm rettet. In der Skulptur finden sich aber auch zeitrelevante Themen und Motive. Das Boot kann vieles bedeuten - eine rettende Arche, von der man sich erhofft, dass sie einen in eine bessere Welt bringt oder aber auch ein wankendes Schiff, welches jederzeit kentern kann. Die abgeschnittenen Starkstromkabel sind ein Verweis auf den Umgang mit unseren Ressourcen und darauf, wie moderne Technik unser Leben bestimmt. Schlussendlich balanciert die Figur scheinbar über Wasser, ständig in Gefahr im nächsten Moment unterzugehen – ein Gefühl, das viele auch aus den Erfahrungen in den letzten Jahren kennen.
Auffallend in Uncruts Œuvre ist sein außergewöhnlicher Umgang mit Materialien in der Plastik sowie der Zeichnung. Er mischt Bronze, Epoxidharz, Eisen, Nirosta, Holz, Kautschuk, Gips und oftmals auch recycelte Fundstücke miteinander und formt sie zu eigenständigen Werken. Im Medium der Zeichnung wiederum verwendet er Kohle, Aquarell, Klebeband, verschiedene Papiere oder auch Kaffee und erreicht so eine einzigartige, individuelle Bildsprache. Durch die Verwendung von handgeschöpftem Papier entsteht eine besondere, fast dreidimensionale Haptik und es scheint, als handle es sich nicht um zweidimensionale Arbeiten, sondern um dünne Reliefs.