LOOK TWICE

2. Juni - 2. Juli 2021

In Peter Baldingers umfassendem Œuvre gibt es ein sich immer wiederholendes Thema: Die Auflösung. Wobei er sich dieser immer von einem anderen Blickwinkel nähert, versucht sie in Form von verschiedenen Techniken neu zu entdecken und spielerisch damit umzugehen. In den Gemälden der Ausstellung BALDINGER. LOOK TWICE nähert er sich alltäglichen Motiven und bekannten Sujets der Kunstgeschichte auf systematische Weise, dabei stellt er sich die Frage: Wieviel Information ist nötig, um ein Bildmotiv zu erkennen? Oder andersherum: Wieviel Bildauflösung ist möglich, um das Motiv nicht komplett zu verlieren?

So wie der Mensch in der Lage ist einen Satz, trotz vereinzelt fehlender Buchstaben sinnerfassend zu lesen, ist es auch möglich Baldingers Arbeiten zu lesen. Jedoch braucht es eine*n geschulte*n Betrachter*in und etwas Abstand, um das gewählte Motiv auch in der aufgelösten Form zu erkennen. Ähnlich den Werken des Impressionismus ist das Erkennen des Motivs aus der Nähe nur erschwert möglich. Betrachtet man das Werk aus genügend Abstand oder auch durch eine Fotolinse werden die Umrisse des Dargestellten immer deutlicher. Es zeigt sich, dass alles in den Werken vorhanden ist – alle notwendigen Informationen, reduziert auf die Essenz der Farben und transformiert in quadratische „Pixel“. Die Wahl von Öl- und Aquarellmalerei erinnert an Arbeiten von Alten Meistern der Kunstgeschichte. Es entsteht ein Kontrast zwischen den großformatigen Ölgemälden, in denen die Farben durch ihre Deckungskraft und Intensität strahlen und beständig wirken, und den zarten Aquarellen auf schwerem Büttenpapier, in welchen sie durchscheinend und fast flüchtig wirken, als würden die „Pixel“ im nächsten Moment wieder verblassen.

Der Ursprung der Idee zur Auseinandersetzung mit dem Thema der Auflösung liegt im Umgang moderner Medien mit der Frage nach Identität in der Bilderflut unserer Zeit. Bin ich die Bilder und Berichte die von mir in den Medien zu finden sind oder löse ich mich darin komplett auf? Und kann ich mich mit genügend Abstand in den Bildern, die von mir kursieren, wieder finden? Werde ich in ihnen sichtbar?

Genau das ist es was man in Baldingers Werken findet – die Essenz der gewählten Motive, den Respekt vor den Sujets und zugleich auch ein konstruktiv-kritischer Kommentar am aktuellen Zeitgeist.