Herbert Achternbusch. Maler und Bildhauer
6. Oktober bis 3. November 2022

Herbert Achternbusch – Schriftsteller, Regisseur, Maler, Schauspieler, Bildhauer, Bühnenbildner. Heute ist der Universalkünstler in erster Linie als Autor, Filmemacher und anarchistischer Unruhestifter der 70er und 80er Jahre bekannt, ursprünglich war er jedoch bildender Künstler.

Geboren 1938, hat die Malerei von Anfang an eine entscheidende Rolle im Leben des Allrounders gespielt. Bereits in den 50ern, als er noch das Gymnasium in Deggendorf besuchte, malt Achternbusch Aquarelle und auch Ölbilder. Er orientierte sich dabei an der Klassischen Moderne und entdeckt Vincent van Gogh, den er sehr bewunderte. 1961 geht er schließlich zum Studium der Malerei an die Kunstakademie in Nürnberg, zwei Jahre später besucht er für kurze Zeit die Kunstakademie in München. Schon da schreibt er: „Man kann Kunst nicht machen. Es muss kommen. Und was kommt, ist zu respektieren.“ Das Malen war für Achternbusch etwas Intuitives: „Die Bilder werden aus einer anderen Sicht gemacht, vom Unterbewusstsein, und sprechen auch anders an, während eine Geschichte doch immer über den Verstand läuft; ein Bild muss ja nicht übern Verstand laufen.“ Von Achternbusch „nur“ als Maler, Bildhauer, Schriftsteller oder Filmemacher zu sprechen ist jedoch falsch – die Arbeit in verschiedenen Gattungen bedingt sich gegenseitig und baut aufeinander auf. So entstehen Bilder in Bezug auf Textkreationen und es erscheint kaum eine Buchpublikation ohne reiche Bebilderung.

Die Ausstellung spannt den Bogen vom Frühwerk über die zur Jahreswende 1987/88 entstandene Serie In der Dämmerung bis zur Auseinandersetzung mit antiken Themen in den 2000ern. Besonders ist die Präsentation von Skulpturen sowie Holzplastiken – die direkt aus Achternbuschs (Atelier-)Haus im Waldviertel stammen. Der Künstler beginnt Anfang der 1990er Jahre mit der Ausmalung und Gestaltung des gesamten Hauses und erschafft ein Gesamtkunstwerk. Er sagt selbst: „Nur im Waldviertel lasse ich immer gern etwas von mir zurück, sei es eine bemalte Wand oder eine angenagelte Figur.“

Highlight ist außerdem die Serie In der Dämmerung, sie besteht insgesamt aus acht Arbeiten, wobei nur fünf in der Ausstellung präsentiert werden. Sie wurde erstmals 1988 in der Wanderausstellung Herbert Achternbusch. Der Maler gezeigt, welche Halt in München, Berlin, Düsseldorf, Wien und Hamburg gemacht hat. Jedem Werk der Serie liegt ein Gedicht Achternbuschs aus den frühen 60ern zugrunde, welche teilweise bereits veröffentlicht wurden und jeweils klein ausgeschnitten im betreffenden Werk aufgeklebt und miteingearbeitet ist. Die Dämmerung, der Übergang vom Tag zur Nacht – von der Nacht zum Tag, wo die Dinge ins Zwielicht eintauchen und sich neue Möglichkeiten eröffnen. Dabei hat sich Achternbusch in der Entstehung der Serie wie immer treiben lassen: „Ich mixte sie mit den Motiven, wie es mir wieder einmal der Zufall eingab, … „

Die Serie ist beispielhaft für die verschiedenen Bedeutungsebenen, die sich in Achternbuschs Werken finden. Es treffen verschiedene Zeitebenen aufeinander, indem seine eigene Vergangenheit in Form der Gedichte auf die Gegenwart des Arbeitsprozesses stößt. Wiederum wird der Text durch die Malerei weder beschrieben noch ergänzt, sondern eröffnet eine zusätzliche Ebene der Imagination. So verweisen seine Bilder, wie auch Texte und Filme, nicht auf sich allein und was sie offensichtlich darstellen, sondern darüber hinaus.

Text: Selin Stütz
 

Parallel zur Ausstellung findet vom 4. bis 18. Oktober die Retrospektive „Herber Achternbusch. Bayrischer Weltfilmer“ im Filmarchiv Austria statt. Das Programm finden Sie HIER.