ENDLICHER | HÜPFNER
Much more than that
14. März – 6. Juni 2024
Sprache als Ausgangspunkt und Arbeitsmaterial – genau hier setzt unsere Ausstellung von Arbeiten Michael Endlichers und Kurt Hüpfners an. Während Michael Endlicher sich ganz der Sprache verschrieben hat, ob vorgetragen in Performance und Video oder festgehalten im Bild, ist das Schreiben für Kurt Hüpfner ein täglicher Begleiter, der aber nur selektiv Einzug in seine Werke gefunden hat. Es treffen zwei schreibende Künstler und Kritiker aufeinander – sie hinterfragen und provozieren.
Michael Endlicher experimentiert mit Worten und Buchstaben in seinen Arbeiten, die Ausstellung zeigt Arbeiten aus drei Werkgruppen: Kritikbilder, Dramenbleche und Buchstabenbilder. Endlicher hinterfragt wie über Kunst gesprochen wird – in seinen Kritikbildern zitiert er Kunstkritiker, Theoretiker und Reflexionen über Kunst. Er reißt Aussagen aus dem Kontext, bringt sie auf die Leinwand und lässt aus Worten Bilder werden. Der kritisch süffisante Unterton in der Auswahl der Zitate lässt sich dabei fast nicht überhören, so handelt es sich doch immer um bedeutungsaufgeladene, beinahe unverständliche Formulierungen.
Der Sprache liegt ein System aus Wortschatz und Grammatik zugrunde – ganz ähnlich gibt es auch ein klares System in Endlichers Dramenblechen: Jedem Buchstaben entspricht aufgrund seiner Position im Alphabet ein Zahlenwert: A = 1, B = 2, C = 3 ... Z = 26. Summiert man die einzelnen Buchstabenwerte in Wörtern, ergibt sich für jedes Wort eine bestimmte Zahl. Jedes Blech zeigt drei Worte und darüber den gültigen Zahlenwert.
Im Zentrum der Ausstellung steht MUCH MORE THAN THAT – zusammengesetzt aus 16 Buchstabenbildern. Jede Leinwand zeigt einen Buchstaben, welche nach dem Setzkastenprinzip unendlich neu zusammengesetzt werden können. Es ist ein vielleicht banaler aber, wenn man möchte, auch bedeutungsschwerer Satz, der uns die inhaltsleeren Floskeln, die uns umgeben nochmal mehr vor Augen führt.
Im zweiten Weltkrieg aufgewachsen war Kurt Hüpfner geprägt von den Erlebnissen während des Krieges sowie des Wiederaufbaus in der Nachkriegszeit. Zeit seines Lebens hatte er Angst vor der nächsten Krise, hat politische Geschehnisse genau verfolgt und stellte sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Lebens. Diese Skepsis zeigt sich auch in den Formulierungen in seinen Werken – welche streng gesehen schlichtweg keinen Sinn ergeben und keinem Konzept folgen.
Damit stellt er sich in die Tradition der Dadaisten des frühen 20. Jahrhunderts, welche mit ihrer ironischen, anarchistischen Antikunst die Sinnlosigkeit des 1. Weltkriegs manifestierten. Es wurde mit dem allgemein gültigen Kunstbegriff experimentiert und Alltagsgegenstände zum Kunstobjekt deklariert. Sinnlosigkeit, Zufall, Improvisation und Provokation standen im Vordergrund. Ähnliches gilt auch für Kurt Hüpfner, seine Werke werden nicht geplant, sondern entstehen intuitiv, dabei gibt es keine Materialgrenzen – er verwendet was er zuhause hat und den Sinn hinter dem Werk sucht der*die Betrachter*in oftmals vergeblich.
Text: Selin Stütz-Staudinger
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